Er dürfte der wohl älteste Künstler sein, der im Kunsthaus Waldsassen eine Ausstellung präsentiert: Kurt Richter. Der 90-Jährige malt auch heute noch ohne Brille und mit ruhiger Hand.
„Lebenswerk Kurt Richter“ ist eine besondere Bilderausstellung im Kunsthaus Waldsassen überschrieben. Die Vernissage dazu ist am Samstag, 23. März, um 19.30 Uhr. Zwölf Tage vorher, am 11. März, hat Kurt Richter seinen 90. Geburtstag gefeiert. Er malt auch heute noch das eine oder andere Bild, „aber nur, wenn ich Lust dazu habe“, sagt er lächelnd. Denn obwohl er schon 90 ist, auf seine Stärken, „ein gutes Auge und eine ruhige Hand“, kann er auch heute noch zählen.
Kurt Richter wurde 1934 in Tattenitz (Ostsudetenland), im heutigen Mähren, geboren. 1946 kamen er, sein ein Jahr jüngerer Bruder und seine Mutter als Heimatvertriebene nach Waldsassen. Das erste Quartier, das sie bezogen, war die städtische Turnhalle, die heutige Stadthalle an der Egerer Straße. Dort blieben sie jedoch nicht lange, anschließend kamen sie im Flüchtlingslager am Lämmeracker in Waldsassen unter. Dort waren in einem Raum bis zu sechs Familien untergebracht.
Ausbildung zum Porzellanmaler
1950 bezogen die Richters ihre erste eigene Wohnung. Im selben Jahr begann der 16-Jährige eine Ausbildung als Porzellanmaler bei Bareuther. Und warum gerade Porzellanmaler? „Damals konnte man nicht viel aussuchen. Ich war froh, überhaupt eine Ausbildungsstelle gefunden zu haben. Das war damals nicht ganz einfach“, sagt Richter im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Insgesamt 13 Jahre blieb er bei Bareuther, ehe er 1963 in den Postdienst wechselte. Der Grund dafür: Der Porzellanindustrie ging es schon damals nicht so gut. Von 1963 bis 1995 war Richter bei der Post beschäftigt, wurde sogar in den Beamtendienst übernommen. 1995 ging er in Pension. Der Schritt von Bareuther zur Post habe sich finanziell stark bemerkbar gemacht, denn in der Porzellanindustrie habe er viel mehr als bei der Post verdient.
Schon als kleiner Junge hatte Kurt Richter gerne gemalt und sich künstlerisch eingebracht. „In der Schule habe ich zum Teil für die Lehrer die Urkunden geschrieben“, erinnert er sich. Er habe nie einen Malkurs besucht. Er habe sich alles selbst angeeignet. Das Malen habe ihn immer fasziniert und begeistert. Deshalb habe er, obwohl es im Lager sehr beengt gewesen sei, hin und wieder mal ein Bild gemalt.
Verdienst aufgebessert
Das Malen habe er dann, als er bei der Post angefangen hatte zu arbeiten, forciert. „So konnte ich meinen Verdienst etwas aufbessern und etwas hinzuverdienen“, sagt Richter, der viele seiner Bilder verkaufte. Allerdings verschenkte er auch viele seiner Bilder. Heiß begehrt waren vor allem seine Federzeichnungen. „Heute macht so was fast keiner mehr.“ Der Waldsassener malte aber auch Aquarell und Ölbilder. Hunderte von Bildern mit den verschiedensten Motiven habe er gemalt, darunter Landschaften, Natur, Blumen, aber auch bedeutende Bauwerke in und rund um Waldsassen und dem Stiftland. Knapp 100, einige schon mehr als 50 Jahre alt, sind nun in der Ausstellung im Kunsthaus zu sehen.
Früher, vor allem in seiner „Hochphase“ in den 80er und 90er Jahren war er auf vielen Ausstellungen vertreten, etwa im Landratsamt in Tirschenreuth oder bei der Oberpostdirektion in Regensburg. Seine Bilder präsentierte der Künstler auch mehrfach im Rathaus in Waldsassen oder in Bad Neualbenreuth. Jahrelang hingen auch einige seiner Bilder im Gasthaus Prinzregent Luitpold. Vor seinem 90. Geburtstag überredete ihn Gertraud Burger, eine Verwandte von ihm, doch noch einmal eine Ausstellung abzuhalten, auch wenn er anfangs eigentlich nicht wollte. Werner Müller, technischer Leiter des Kunsthauses, berichtete, dass er an Kurt Richter schon seit einigen Jahren dran gewesen sei. Der Senior habe jedoch stets abgelehnt. Nun kann man bis zum 12. Mai das „Lebenswerk Kurt Richter“ im Kunsthaus bestaunen, oder auch das eine oder andere Bild kaufen.
Kein Malen an trüben Tagen
Auf die Frage, wie lange er für ein Bild malt, sagt er: „Das kommt auf das Motiv an. Das eine geht schneller, für das andere braucht man mehr Zeit.“ Er lege sehr viel Wert auf Details. „Oberflächliche Malerei gibt es bei mir nicht.“ Aktuell malt er nicht mehr ganz so viel wie früher. „Nur, wenn ich mal Lust habe.“ Aber an trüben Tagen nehme er den Pinsel überhaupt nicht in die Hand.
Kurt Richter hat aber auch noch andere Hobbys, etwa den Mittwochs-Stammtisch im Sportheim beim ASV Waldsassen. Er liebt die Geselligkeit und die Unterhaltung. „Ich bin halt gerne unter Leuten.“ Früher war er auch im Kegelsport aktiv, bei den Post-Keglern. „Wir wurden dreimal hintereinander Meister“, erinnert sich Richter.
Lebenswerk Kurt Richter
Autor: Konrad Rosner; Quelle: onetz.de